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Gemeinde Sulzbach an der Murr (Druckversion)

Bericht über die Gemeinderatssitzung

Artikel vom 18.01.2023

Spezial-Tiefbauarbeiten im Bereich der Gemeinschafts-
schule Sulzbach an der Murr

Im Bereich der südwestlichen Gebäudeecke der 1964 erbau-
ten Gemeinschaftsschule traten seit 2013 an verschiedenen
Stellen kleinere Risse in der Bausubstanz auf. Dies war vor
allem im Bereich des Raums 0.09 der Fall. Schäden sind
hier im Boden, an den Wänden, an der Decke sowie im an-
grenzenden Flur zu verzeichnen. Der darüber liegende Raum
im OG ist ebenfalls betroffen.

Entlang der Ost- und Südseite sitzt das Gebäude auf einem
begehbaren Heizungs- und Versorgungskanal auf. Auch hier
sind Schäden an Gebäude und Kanal in Form von Rissbil-
dungen erkennbar.

Ab Ende 2013 wurden die Risse durch das Anbringen von
Gipsmarken dokumentiert, sie treten allem Anschein nach
nicht allmählich, sondern eher phasenweise und ruckartig auf.

Um festzustellen ob die Schäden durch Ausspülungen des
Baugrundes in Folge einer schadhaften Abwasserleitung ent-
standen sind, wurden die in Frage kommenden Leitungen
Anfang 2018 von einer Fachfirma mittels Kamerabefahrung
untersucht. Es zeigte sich, dass die betreffenden Abwasser-
leitungen keine Schäden aufwiesen und die Setzungen eine
andere Ursache haben mussten. Seitens der Gemeinde wurde
deshalb das Ingenieurbüro Voigtmann aus Winnenden mit den
notwendigen Erkundungen der Bodenverhältnisse im betroffe-
nen Bereich und der Ausarbeitung eines Gutachtens beauf-
tragt. Die Erkundungen wurden im August 2018 durchgeführt.

Parallel zur Baugrunderkundung wurde ein Ingenieurbüro für
Tragwerksplanung (IGB Ingenieurgesellschaft Bau GmbH aus
Asperg) in das weitere Vorgehen mit eingebunden.

Die Baugrunderkundungen ergaben nun, dass die Risseschä-
den auf ein dolinenförmiges Nachgeben des Untergrundes
zurückzuführen sind, wobei die Ursachen in größerer Tiefe
(ca. 17 – 21 m) liegen. Außerdem wurde festgestellt, dass
sich unter der Bodenplatte im Bereich von Raum 0.09 und
den angrenzenden Räumen durch die Setzungen mittlerweile
ein Hohlraum gebildet hat.

Gemäß geologischem Gutachten müsste die Fundation bis auf
tragfähigen Grund in einer Tiefe von ca. 23 m geführt werden,
um weitere Nachsetzungen des Gebäudes zu stoppen.

Da sich mittlerweile abzeichnet, dass die Setzungen zuneh-
men, sind sich Gemeinde, Geologe und Tragwerksplaner
einig, dass hier ein Sanierungskonzept baldmöglichst umge-
setzt werden sollte.

Um Gewissheit über die Ausdehnung des betroffenen Be-
reichs zu bekommen, wurden bis Ende Mai 2020 noch
weitere Erkundungsbohrungen durchgeführt. Es stellte sich
heraus, dass der Bereich deutlich größer ist als ursprünglich
angenommen. Man muss davon ausgehen, dass eine Ge-
bäudegrundfläche von rund 450 m² betroffen ist.

Das geplante Konzept sieht nun vor, die erkundeten Hohl-
räume von außen zu verfüllen. Dazu sollen von außen meh-
rere Schrägbohrungen unter das Gebäude geführt werden.
Die Bohrungen werden im ersten Zug mit einem geeigneten
Füllmaterial verfüllt. Eventuelle Hebungen und Setzungen un-
terhalb der Bodenplatte werden beobachtet und dokumen-
tiert. Anschließend wird der Hohlraum unter der Bodenplatte
kraftschlüssig verfüllt. Eine Garantie, dass es später keinerlei
weitere Setzungen geben wird, kann hier zwar nicht über-
nommen werden, aber man hat auch später noch die Mög-
lichkeit durch weitere Bohrungen nachzujustieren.

Abschließend soll hier gesagt werden, dass sich im Zuge der
ganzen Untersuchungen, die im Hinblick auf eine mögliche
Sanierung der Gründung zusammen mit den beteiligten In-
genieurbüros durchgeführt wurden, dieses Verfahren als das
praktikabelste herausgestellt hat. Vor allem ist es in einem
Zeitraum von voraussichtlich 8 – 10 Wochen durchführbar, so
dass der größte und aufwendigste Teil in den Sommerferien
umgesetzt werden kann. Die durch die Arbeiten zwangsläufig
entstehenden Schäden am Gebäude und der Außenanlage
sind hier weitaus geringer als bei anderen Verfahren.

Bei einer ebenfalls angedachten Gründung mit Mikrobohr-
pfählen wären enorme Schäden am Gebäude und der Au-
ßenanlage verursacht worden (z.B. Abbruch der komplet-
ten Bodenplatte im betroffenen Bereich, Herstellung von
Öffnungen an den Außen– und Zwischenwänden für den
Abtransport des Bauschutts und die Zufahrtsmöglichkeit der
Baumaschinen, Arbeiten im Gebäude mit schwerem Gerät,
Baugruben im Bereich des Pausenhofs usw.). Der Schul-
betrieb wäre über einen längeren Zeitraum nur sehr einge-
schränkt möglich gewesen, und etliche Klassen hätten in
provisorische Räumlichkeiten wie z.B. Container ausweichen
müssen. Die Kosten wären voraussichtlich rund dreimal so
hoch geworden wie beim Schrägbohrverfahren.

Als diese Thematik seinerzeit im Gremium diskutiert wurde,
erging deshalb aus vorgenannten Gründen an die Verwaltung
der Auftrag, die Umsetzung der Maßnahme im Verfahren mit
Schrägbohrungen weiterzuverfolgen. Dafür wurde als feder-
führendes Ingenieurbüro das Büro Knecht aus Ludwigsburg
mit ins Boot geholt. Das Büro Knecht hat die Gemeinde bei
der Erweiterung der Sporthalle gut und kompetent betreut
und hat auch in der Vergangenheit schon gut mit den Büros
IGB und Voigtmann zusammengearbeitet.

Zwischenzeitlich wurden die Spezial-Tiefbauarbeiten ausge-
schrieben. Es wurden insgesamt 6 Firmen angefragt, wobei
von 4 Firmen eine Angebotsabgabe zugesagt wurde. Letzt-
lich gingen allerdings nur 2 Angebote ein. Der Preisspiegel
sieht wie folgt aus:

1. Fa. PST Spezialtiefbau Süd GmbH aus Ludwigsburg 417.311,82 Euro
2. Weiterer Bieter 475.653,71 Euro
Die Fa. PST hat das wirtschaftlichere Angebot abgegeben.
Diese Firma ist dem Büro IGB als leistungsfähiges Unterneh-
men bekannt. Die Angebotssumme liegt im Rahmen dessen,
was im Förderantrag (es wurde in den Antrag auch noch der
Umbau und die Erweiterung der Lehrer-WCs aufgenommen)
beim Ausgleichstock vorgesehen war.
Einschließlich aller erforderlichen Nebenarbeiten und -kosten
(vorbereitende Maßnahmen, Wiederherstellung der Pflaster-
flächen im Pausenhof, Sicherungsmaßnahmen, Beseitigung
der Bauschäden, Ingenieurleistungen usw.) wurden für die
Gründungsmaßnahmen ca. 740.000 Euro angesetzt.
Ein Zuwendungsbescheid über 185.000 Euro für die gesamte
Maßnahme (einschl. WCs) liegt vor.
1. Der Auftrag für die Spezial-Tiefbauarbeiten an der Ge-
meinschaftsschule wird an die Fa. PST Spezialtiefbau
Süd GmbH aus Ludwigsburg zum Angebotspreis von
417.311,82 Euro vergeben.
2. Die Verwaltung wird ermächtigt, mit den Ingenieurbü-
ros, deren Leistungen für die Abwicklung der Baumaß-
nahme erforderlich sind, die entsprechenden Verträge
auf Grundlage der HOAI und zu den bisher für die
Gemeinde üblichen Bedingungen abzuschließen.
Nachrichtlich: Die Gemeindeversicherung hat bis auf 10.000 €
Eigenbeteiligung die Kosten übernommen.

http://www.sulzbach-murr.de//rathaus-service/gemeinderat/gemeinderat-aktuell